Große Preise für kleine Autos
Die PR- und Werbemaschinerie von RM Auctions war frühzeitig auf vollen Touren angelaufen. Sie kündigte sehr intensiv und medienwirksam die bevorstehende Versteigerung des „Bruce Weiner Microcar Museums", der größten Kleinwagensammlung der Welt, an. Am 15. und 16. Februar 2013 sollten in Madison, Georgia, mehr als 200 Kleinwagen und der gesamte restliche Inhalt des Museums unter den Hammer kommen.
Bereits 1997 hatte Bruce Weiner für Aufsehen gesorgt, als der erste Teil seiner Sammlung bei Christies in London versteigert wurde und dabei die Kleinwagenpreise in bisher nicht gekannte Höhen vordrangen. Sollte jetzt wieder das Gleiche passieren? Im sehr liebevoll und professionell aufgemachten Auktionskatalog mit mehr als 800 Seiten wurde zwar betont, dass es keine Mindestpreise gibt, doch man gab „Estimates", also Schätzpreise, an, die maßlos übertrieben schienen.
Einen Tag vor Versteigerungsbeginn fand sich ein illustres Publikum ein, um die Sammlung noch ein letztes Mal an einem Ort zu sehen und um die Objekte der Begierde zu begutachten. Ein Großteil der US-Microcar-Szene als auch Kleinwagenfans aus aller Herren Länder waren angereist.
Freitag ab 10 Uhr ging es dann zur Sache. Zunächst kamen die sogenannten Memorabilia unter den Hammer und ab dem frühen Nachmittag die Fahrzeuge. Bereits nach den Zuschlägen für die ersten Memorabilia-Lots klappten viele Kinnläden nach unten und es wurde klar, dass hier wieder etwas Außergewöhnliches passieren würde. Die beiden Auktionatoren verstanden ihren Job und so gut wie alle Objekte übertrafen den „Estimate".
Was dann bei den Fahrzeugen ablief, konnte wirklich nur in diesem besonderen Zusammenhang und an diesem Ort passieren. Die Preise schnellten in Höhen, die niemand auch nur in den kühnsten Träumen erahnt hätte. Viele der Rekordergebnisse kamen aus dem Bereich der Telefon- und Internetbieter. Die Kleinwagenfans im Publikum waren sprachlos, offenbar waren Käufer vor Ort, die für ihr Microcar-Shopping-Wochenende eine halbe Million Dollar in der Tasche hatten. Das hitzigste Bietergefecht entstand, als der Messerschmitt Tiger aufgerufen wurde. Er wechselte schließlich für unglaubliche 280.000 $ den Besitzer. Das teuerste Goggomobil wurde der blaue PEZ-Transporter für 150.000 $.
Nach zwei Tagen Versteigerungsmarathon war ein neues spannendes Kapitel in der Geschichte der Kleinwagen geschrieben. Ich bin froh, dabei gewesen zu sein, bin aber bis heute irgendwie das Gefühl nicht losgeworden, dass hier "Außerirdische" ihre Finger im Spiel hatten, die mit dem am gleichen Tag über Russland niedergegangenen Meteoriten angereist waren....
Hier einige Goggo-Ergebnisse (alle Preise in US $, zuzüglich 15% Aufgeld fürs Auktionshaus):
Lot 120 Goggomobil Kundendienst Email Schild 600,--
Lot 129 Goggomobil Uhr für Armaturenbrett 800,--
Lot 246 Goggomobil Cabrio 1965 30.000,--
Lot 256 Goggomobil Coupé 400 USA Modell 37.000,--
Lot 269 Goggomobil Transporter Krispy Kreme 80.000,--
Lot 297 Goggomobil Pick Up Coca Cola 120.000,--
Lot 456 Goggomobil Transporter Neonschild 1.500,--
Lot 550 Goggomobil Dart 47.000,--
Lot 563 Goggomobil Transporter Dubble Bubble 115.000,--
Lot 578 Goggomobil Limousine Restaurationsobjekt 12.000,--
Lot 610 GLAS Isard T 700 16.000,--
Lot 613 Goggomobil Transporter PEZ 150.000,--
Lot 622 Goggomobil Limousine 1958 55.000,--
Uwe Staufenberg