Zuerst möchte ich etwas über den GLAS- und Goggomobil Importeur und Verkäufer Suomen Koneliike Oy (heute Helkama Auto) berichten. Weiterhin möchte ich ein paar Worte über die finnische Automobilbesteuerung erzählen, die auf dem finnischen Automarkt eine grosse Rolle spielt.
Die Firma Suomen Koneliike Oy feiert jetzt ihr 100 jähriges Bestehen. Sie war bereits seit 1948 Skoda-Importeur und ist das noch heute! Ein Buch mit Namen Fiude (ein Umgangswort für Auto) erzählt die Geschichte über den Autoverkauf in Finnland. Über Suomen Koneliike Oy berichtet das Buch, dass sich die Verkaufsleitung aus einem dynamischen Trio zusammensetzte: Mattei Helkama, Jaakko Lumme und Kaj Lindval. Letzterer hat viel zu diesem Bericht beigetragen.
In den 50er Jahren musste sich Finnland von den Schäden aus dem 2. Weltkrieg erholen und Reparationsleistungen an die Sowjetunion zahlen. Zu der Zeit war es wesenlich einfacher Fahrzeuge aus der Sowjetunion oder aus der Tschechoslowakei (Skoda) zu importieren. Es war beinahe unmöglich Devisen zu transferieren.
Suomen Koneliike Oy verkaufte finnischen Käse nach Deutschland. Mit diesem Geld konnten sie Goggomobile von dem GLAS Werk kaufen. Von 1956 bis 1967 importierten sie inklusiv Goggomobilen insgesamt 3.152 Fahrzeuge. Leider ist die Aufteilung auf die einzelnen Typen nicht bekannt.
In den 50er Jahren wurden ca. 350 Fahrzeuge importiert. In der Geschichte von Helkama steht, dass 1958 über 100 und 1959 über 200 Isar eingeführt wurden. Zwischen 1960 und 1961 wurden fast 1.800 GLAS Fahrzeuge verkauft. Die meisten waren wegen der Besteuerung in Finnland Isar.
Suomen Koneliike Oy nahm auch von 1956 bis 1959 bei Rallyes in Finnland mit Goggomobilen teil und konnte einige Erfolge erringen.
1957 gewannen Unto Vuola und Väinö Nurmimaa die Hankirally, 1958 und 1959 siegte Rainer Eklund mit verschiedenen Beifahrern. Die Hankirally startete immer im Winter auf grossen Schneeflächen.
Die finnische Automobilbesteuerung
Die finnische Automobil Beteuerung war schon immer sehr streng. Als Beispiel kostet heute ein neuer BMW 320i in Deutschland 27.100,00 Euro und in Finnland 38.900,00 Euro. Trotz der Tatsache, dass der Fabrikpreis in Finnland niedriger ist als der Händlereinkaufspreis in Deutschland!
Lieferwagen haben eine niedrigere bzw. gar keine Besteuerung. Der Steuerbeamte entscheidet, welche Autos als Lieferwagen registriert werden können. Die Leute versuchen immer Schlupflöcher bei der Besteuerung zu finden. Wir nennen diese Steuer befreiten Fahrzeuge "Hidden station Wagons" (verdeckte Lieferwagen). Mercedes (siehe Bild rechts unten) ist ein furchtbares Beispiel für eine bestimmte Art von hidden station cars in den 80er Jahren.
Goggomobil von Mr. Pentti Korhonen Nurmes
1960 galt als steuerbefreiter Lieferwagen ein Auto, bei dem die Rücksitze für eine bestimmte Zeit oder Kilometerbegrenzung herausgenommen wurden. Danach konnte man die Sitze wieder einbauen und der Wagen blieb weiterhin von der Steuer befreit.
1962 mussten die Rückseiten des Wagens ohne Fenster sein und eine herausnehmbare oder umlegbare Rückbank haben. Durch das Umklappen war der Vorschrift genüge getan. Nach drei jahren konnte man dann in die Rückseite Fenster einbauen lassen.
Helkamas berichtet, dass 1960 nur 15 Personenwagen zugelassen wurden. Der Rest sind alles "hidden station car" gewesen.
Arno Seppänen
Übersetzung: Uwe Gusen
Quellen (Sources):
Fiude sata vuotta Helsinkiläistä autokauppaa, Kalevi Karusuo
Hopeasiipi 100 vuotta Helkamaa, Tapani Mauranen
Mobilisti 4/2005
Alle GLAS und Goggomobil Fahrzeuge, welche von Suomen Koneliike Oy nach Finnland importiert wurden
Jahr Autos
1956 20
1957 9
1958 109
1959 231
1960 664
1961 1137
1962 500
1963 180
1964 128
1965 100
1966 39
1967 35
Total: 3152
Glas und Goggomobil in Finnland
In der letzten Ausgabe der GCN sprachen wir über die "hidden station wagons" in Finnland. Zu Beginn der 60er Jahre war also die goldene Ära der Glas-Fahrzeuge in Finnland. Das Fiude-Buch schreibt, dass Suomen Koneliike Oy in einem Jahr von der Hans Glas GmbH die gesamte Produktion der Isar Kombi aufkaufte. Ich vermute, das ist nicht richtig, aber vielleicht wissen einige Leser die jährlichen Produktionszahlen etwas besser. Das Buch Fiude meinte wahrscheinlich das Jahr 1961. Damals importierte Suomen Koneliike 1137 Wagen der Firma Glas. Es waren nur ein paar T 700 Limousinen dabei, der Rest waren Isar Kombis. Es war das einzige Jahr wo über 1.000 Fahrzeuge importiert wurden. In der vorhergehenden Ausgabe war eine Tabelle der importierten Glas-Fahrzeuge. Unglücklicherweise wurden in der Statistik nicht die einzelnen Modelle aufgeführt. Wir wissen nur die gesamten Jahreszahlen. Die weiteren Modelle nach dem Isar waren sehr selten in Finnland. Ich habe etwas Werbung vom Glas 1204 gefunden, aber der Wagen war nie richtig verbreitet. Werbung 1204 Eine Geschichte erzählt von einem Mann, der sich einen Glas 1004 Gebrauchtwagen gekauft hat. In seiner Stadt hatte niemand bisher solch einen Glas gesehen, obwohl einige Leute wussten, dass es ein Verwandter des Isar war. Die Leute sprachen über den modernen Zahnriemen und andere zukünftige Dinge. Aber das Ende der Geschichte ist traurig. Die Heckscheibe war zerbrochen. Der Besitzer fand nirgendwo eine neue Heckscheibe zu einem vernünftigen Preis. Es wurde erzählt, dass die Produktion eingestellt wurde. So musste er seinen Glas 1004 gegen einen Lada tauschen. Vielleicht war Glas in seiner Klasse auch zu teuer. Obwohl gute Materialien verwendet wurden und der Wagen gut da stand. Zur selben Zeit, als der Glas 1004 auf den finnischen Markt kam, starteten die Japaner ihren Angriff und der Datsun Bluebird stand an der Spitze der Invasion. 1963 kostete der Glas 1004 8.950 Finnmark (FIM) und der Datsun Bluebird 1200 kostete 7.950 FIM. Heute ist der Toyota Corolla Finnlands meistverkauftestes Fahrzeug. Die finnischen Automagazine Tekniikan Maailma und Tuulilasi machten Testberichte von dem Glas 1204. Beide Zeitungen lobten das Handling, aber kritisierten die starke Tendenz zum nicken. Tekniikan Maailma testete den 1204 im Frühjahr 1963. Sie bemängelten die Bremsen, aber der Testwagen hatte vorn noch Trommelbremsen. Der Testbericht sagte jedenfalls, dass der Glas 1204 heute vorn Scheibenbremsen hat. Tuulilasi testete den 1204 im Frühjahr 1964. Der Testwagen, den Suomen Koneliike Oy zur Verfügung stellte, hatte bereits 37.000 km auf dem Tacho. Ich meine das zeigt deutlich, dass der Importeur nur wenige, oder keinerlei Glas Fahrzeuge in seinem Bestand hatte. Tuulilasi bemerkte, dass die Heizung für finnische Verhältnisse zu schwach ausgelegt war. Aber einige finnische Glas Besitzer hatten ihre eigenen Tricks für den Winter, wie Sie in dem Bericht von Herrn Lasse Kännös folgender Geschichte lesen können. In der letzten Ausgabe war die Geschichte von Herrn Lasse Kännös erstem Glas, einem Isar Kombi. Die Geschichte wird jetzt mit seinen nächsten Autos fortgesetzt.
Arno Seppänen
Übersetzung: Uwe Gusen